Nachbericht AfterWorkTalk „Gerne lernen“

Eine gute Beziehung begeistert fürs Lernen

Beim TIBO-After Work Talk referiert Elterncoach Trixi Tumert zum Thema „Gerne lernen! Lernfreude fördern und Streit vermeiden“


Menschen sind unterschiedlich: Die einen brauchen beim Lernen Herausforderung, die anderen Abwechslung, weitere benötigen ein sicheres Umfeld oder gute Strukturierung. „Kinder dürfen so sein, wie sie sind“, sagt Trixi Tumert. Beim achten After Work Talk der Transformations- und Innovationsgenossenschaft Bad Oldesloe (TIBO) am 10. Oktober 2025 gab sie im Digital Learning Campus (DLC) am Konrad-Adenauer-Ring 1 einen Impuls zum Thema Lernen.
24 spannende Gäste diskutierten bei diesem Fast & Curious Circle Bad Oldesloe (wir berichteten über den gleichnamigen Gründer-Podcast als Ideengeber) hitzig – von eigenen Betroffenheiten bis zum Wunsch, das gesamte Schulsystem zu ändern, war alles dabei.


Als Elterncoach für entspanntes Lernen ist es Tumert wichtig, dass eigener Druck nicht ans Kind weitergegeben wird. „Das Kind darf Ecken und Kanten haben“, so die Wirtschaftsingenieurin, die durch ihre eigenen drei Kinder zum Coach geworden ist. Eltern seien die Führungskraft für ihr Kind beim Erwerb von Zukunftskompetenzen. Ihre Kinder waren in Hamburg, Bayern und im Ausland auf Schulen mit und ohne Hausaufgaben. „Meine Kinder sind die besten Coaches, weil ich mit ihnen wachse“, sagt die gebürtige Hamburgerin. Softwareentwickler Tobias sieht das ganz pragmatisch. Er hat Kinder auf drei verschiedenen Oldesloer Schulen und weiß, „es gibt grundsätzlich Dinge, die Kinder nicht gern machen.“

Wenn Kinder „keinen Bock auf Lernen“ haben, empfiehlt Tumert, das Lernen anders zu betrachten. Folgende Zutaten für Eltern nennt sie, damit es mit dem Lernen klappt: Wohlfühlmomente [Eltern die in sich ruhten, strahlten keinen Stress aus], „nicht gegen dich, sondern für sich“ [Lernen sollte angenehm sein. Treffe dies nicht zu, solle das Kind gefragt werden, was es brauche], Motivationstypen [siehe oben – jedes Kind lernt anders], „stelle hilfreiche Fragen“ [ideal sei es, wenn Kind, Schule und Familie zusammenarbeiteten; Unsicherheiten dürften nicht ans Kind weitergegeben werden], innere Haltung [Eltern sollten Vorschläge machen wie „du könntest hier vielleicht mehr machen“; das Kind habe Zeit sich positiv zu entwickeln, die eigene Kindheit sollte reflektiert werden]. Für einen Gast dieses Abends war das in der Schule leider nicht möglich: „Erst nach der Schule habe ich gelernt und war motiviert“, so die Personalerin.

Statt die eigenen Kinder immer nur anzutreiben, „sollten Eltern ihr Kind stärken, selbstbewusst zu sein“, so Tumert. Eine gute Beziehung zum Kind helfe bei der Erziehung zu selbstkritischem Denken. „Ich arbeite mit Eltern daran loszulassen“. Die Kinder müssen Lernen lernen. „Die Beziehung ist das Fundament, damit das mit dem Lernen klappt“, betont Tumert. Besucherin Dagmar tut das ebenfalls bereits: „Ich spiele Tennis mit meiner pubertierenden Tochter“, beschreibt die Gartenbauarchitektin ihre Beziehungsarbeit. Claudia sieht die Herausforderung im Umgang miteinander: „Wir Mütter wertschätzen uns zu wenig, wie machen uns immer nur klein, vergleichen zu sehr“, so die Oldesloerin, die zwei Kinder auf der weiterführenden Schule hat.

Was sagen die anderen Gäste dazu? „Ich muss mich nicht ständig wohlfühlen“, sagt Kathrin aus Bad Oldesloe etwas aufgebracht. Sie hat ein Kind auf einer weiterführenden Schule und hält „die goldene Mitte für einen guten Weg“. Anjas Erwartungen an den Abend wurden erfüllt, jedoch „kam es anders als gedacht“. Die Oldesloerin guckt bereits bei sich: „Ich arbeite verkürzt, um den Kindern besser gerecht zu werden“, sagt die Ergotherapeutin.

Auch Ulrike, Betriebswirtin aus Barnitz, ist bereits dabei, ihre „Glaubenssätze zu transformieren.“ Weil Hausaufgaben sie in der Kindheit traumatisiert hätten, habe sie ihre zwei Kinder auf die Stadtschule geschickt, wo es keine Hausaufgaben gebe. Elektrotechnik-Ingenieurin Andrea hingegen hätte sich von dem Abend noch konkretere Tipps erhofft. Lehrerin Christina schließlich treibt eher das Thema Sprache um: „Das Kind muss in der Lage sein zu verstehen, was ich sage.“

So verschieden die Menschen an diesem Abend, so unterschiedlich waren ihre Sichtweisen. Anwesende Lehrerinnen etwa nahmen den Abend eher als an Eltern gerichtet wahr. „Für mich ist Lernen weiter“, so eine Oldesloer Lehrerin. Es sei nicht alles schwarz-weiß, „ich mag grau lieber.“

Text: Johanna Eggert

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